Ich wache schon relativ früh auf, und rund herum ist noch alles dunkel. So leise wie möglich koche ich den ersten Kaffee auf dem Trail und mache mein erstes Müsli (Oatmeal, um genau zu sein). Um meinen kleinen Titan-Topf sauber zu halten, rühre ich das ganze in einem Ziplock-Beutel an. Nach dem Frühstück schüttle ich ihn mit Wasser aus, trinken ist ohnehin wichtig und der Beutel ist wieder sauber.
Ich habe noch relativ viel Schatten, als es den langen Aufstieg zum Lake Morena hoch geht, und das ist auch gut so. In langen Serpentinen geht es weiter und weiter hinauf. Unterwegs finde ich die Hülle eines Zeltes und stecke sie ein. Der Wasser-Cache entlang des Weges ist leer, aber der Anstieg ist fast geschafft, und ich habe noch einen guten Liter Wasser.

Pünktlich für ein verspätetes Frühstück komme ich unter dem Applaus anderer Wanderrr am Malt Store am Lake Morena an, wo ich mir gleich eine kalte Cola gönne. Wir reflektieren unsere ersten Meilen und die vielfältigen Eindrücke der Wüste, und ich vergesse ganz, Fotos zu schießen.
Dann mache ich mich auf den Weg in Richtung Boalder Oaks Campground, den ich mir für heute als Minimalziel gesetzt habe. Immer wieder überhole ich die selben Mitwanderer und werde dann wieder, wenn ich selbst eine Pause mache, von ihnen überholt.




Bei einem kurzen Ausflug in die Botanik lerne ich die Gefahren der Wüste am eigenen Leib kennen. Auf dem Rückweg stellt sich mir unvermittelt ein als Grad getarnter Kaktus in den Weg und bohrt mir zwei Spitzen ins Schienbein. Zum Glück hat mein Neffe mir Piratenpflaster mit auf den Weg gegeben, so dass die Verletzung schnell repariert ist und ich meinen Weg fortsetzen kann.

Den Campground erreiche ich in der brütenden Mittagshitze, und wie die anderen nutze ich den spärlichen Schatten der Pinien, um etwas abzukühlen. Ich lege die gefundene Zelthülle in die Hikerbox. Solche Schachteln gibt es an fast jedem Ort am Trail, und jeder Wanderer kann dort Dinge rein tun die er/sie nicht mehr braucht oder gefunden hat, und jeder kann sich daraus frei bedienen. Fünf Minuten später schallt ein Freudenschrei durch den Campingplatz. Weed, so heißt einer der Wanderer – früher oder später bekommt jeder Wanderer einen Spitznamen, und Weed ist Botaniker – wedelt glücklich mit der Zelthülle und erklärt, dass er genau so eine gesucht hat, weil er seine vom Hauser Creek hoch verloren hat. Ich kläre ihn dann schmunzelnd auf, dass das tatsächlich die verlorene Hülle ist.
Es wird langsam etwas kühler, und ein leichter Wind kommt auf, so beschließe ich, noch ein paar Meilen zu wandern. Es sind ein paar Meilen bis wieder Wasser verfügbar ist, aber man muss dafür einen steilen Abstieg zum Kitchen Creek zurücklegen. Das spare ich mir, und obwohl es schon relativ spät ist, gehe ich noch knapp 4 Meilen und ein paar Höhenmeter weiter zum Cibbets Flats Campground. Auch hier geht es einige Meter abwärts.
Dort angekommen miss ich ein wenig suchen, bis ich noch einen ebenen Flecken für mein Zelt finde, und der zunehmende Wind macht das Aufstellen gar nicht so einfach. Als ich in der Dämmerung mein Abendessen koche, muss ich alles gut festhalten, damit es nicht weg fliegt, und obwohl ich mein bestes gebe, muss ich 5 Minuten meinen Kunststofflöffel suchen.
Als ich dann ins Zelt krabble ist es schon stockdunkel, und nach über 16 Meilen bin ich wirklich müde. Kurz nach 21 Uhr döse ich auch schon ein. Hiker Midnight ist um 9 Uhr abends, und ich weiß jetzt auch, warum.