Meine Hand berührt das Monument, das den Startpunkt meiner Wanderung bedeutet, und mein Lächeln ist fast schmerzhaft. Hinter mir ragt der Grenzzaun zu Mexiko hoch, und Windböen wirbeln rötlichen Staub auf. Ich schieße ein Beweisfoto und mache den ersten Schritt von Millionen.

Ich habe zwar nur in kurzen Etappen geschlafen, aber ich bin kein Bisschen müde. Trotzdem ist es viel später geworden als geplant, und die Kühle der Nacht verflüchtigt sich bereits. An einem kleinen Stand nahe am Monument werde ich von einer Mitarbeiterin der PCTA, der Trail-Organisation, begrüßt, und nach einem kurzen Quiz über die Regeln des Leave No Trace bekomme ich einen PCT-Anhänger für den Rucksack.
Der Anfang des Trails geht sich leicht. Ein schöner, schmaler Pfad schlängelt sich an den Häusern von Campo vorbei in Richtung der Hügel, und schon nach wenigen Minuten hoppelt ein wilder Hase vor mir her. Kakteen mischen sich mit Büschen und erinnern mich, dass das hier ganz etwas anderes ist als meine vertrauten Alpen.
Ich grinse die Markierung für die erste Meile an, und bei Meile 3 überquere ich das Bahngleis, das ich schon in so vielen Videos gesehen habe.


Langsam wird der Trail intensiver, es geht mehr auf und ab, und ich merke, dass der Blick auf das Höhenprofil hier getäuscht hat. Das macht aber nichts, denn es ist wunderschön hier. Ich habe wunderschöne Aussichten und durch den Regen der letzten Woche säumen Blüten in allen Farben den Weg.





Es wird heiß, und ich mache viele Pausen wann immer ich ein schattiges Plätzchen finde. Bei Meile 4.4 habe ich aus einem kleinen Bach Wasser gefiltert, so dass mein Rucksack mit guten 6 Litern beschwert ist. Die brauche ich definitiv bei der Hitze. Ich habe schnell realisiert, dass es Sinn macht, heute „nur“ 14 Meilen bis zum ausgetrockneten Hauser Creek zu gehen und den langen Aufstieg zum Lake Morena nicht in der Abendsonne, sondern in der morgendlichen Kühle anzugehen.
Kurz nach 17:00 Uhr erreiche ich dann auch Hauser Creek. Die letzten Meilen bin ich zusammen mit Stine aus Dänemark gewandert, die ich schon im Hostel kennengelernt hatte und mit der ich zusammen Vorräte einkaufen war.
Wir stellen unsere Zelte auf, quatschen noch ein wenig mit anderen Hikern, die in der Nähe kampieren, kochen Abendessen und sind alle hundemüde. Um 20::00 Uhr hört man nur noch leises Rascheln als sich alle bettfertig machen, und eine halbe Stunde später ist nur noch das Rascheln des Windes in den Blättern zu hören.
